Niemand auf der Welt symbolisiert die Inkarnation der Bedürfnislosigkeit so sehr wie der Dalai Lama. Allerdings nur, bis es um hochwertige Zeitmesser geht, denn bei diesem Thema hört die Zurückhaltung umgehend auf. Auf seine Rolex will Tibets geistliches Oberhaupt auf gar keinen Fall verzichten. Eine dieser hochwertigen Luxusuhren mit dem Kronen Emblem, dessen Spitzen die fünf Finger einer Hand symbolisieren, trug der Dalai Lama angeblich schon als Kind. Doch er ist nicht der einzige, denn ebenso hoch im Kurs stand dieser Luxus bei Berufsrevolutionär Che Guevara, der mit einer Rolex am Handgelenk den Sozialismus predigte. Markenuhren sind zumeist Meisterwerke und nach wie vor auf dem Erfolgskurs. Der Absatzrückgang während der Wirtschaftskrise ist längst passé. Ende des Jahres 2009 sank der Umsatz Schweizer Uhren im Ausland um mehr 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr – so stark wie seit der Weltwirtschaftskrise 1930 nicht mehr. Im Oktober 2010 legten die Exporte allerdings wieder um knapp 25 Prozent auf 1,5 Milliarden Franken zu.
Im asiatischen Raum, besonders in den Metropolen Singapur, Shanghai, Malaysia und Hongkong verkaufen sich die Uhren oder auch Chronographen aus dem Luxussegment besonders gut. Als Gipfel in der Ausstattung wertvoller Uhren gilt der Tourbillon. Dieser „Wirbelwind“, anno 1795 erfunden von Uhrmachergenie Abraham-Louis Breguet, soll die Ganggenauigkeit vor den Einwirkungen der Schwerkraft schützen. Die Preise für diese Extravaganz bewegen sich häufig im sechsstelligen Bereich – was Kenner freilich nicht vom Kauf abhält. Das komplizierteste Uhrwerk der Welt ist die legendäre Kaliber 89 des Herstellers Patek Philippe. Es besteht aus insgesamt 1728 Einzelteilen und vereint 33 Zusatzfunktionen, darunter ein gregorianischer Kalender, eine Himmelskarte und das Datum für das nächste Osterfest.
Mechanische Chronographen sind sehr begehrt – auch wenn elektronische Quarzuhren präziser laufen. Der Luxus fürs Handgelenk hat seinen hohen Preis nicht ohne Grund. Die hochwertigen Meisterwerke aus filigranster Feder- und Zahnradmechanik sind nicht nur schön anzusehen, sie sind außerdem nicht selten ein lebenslanger Begleiter. Nicht nur neue, sondern auch gebrauchte Modelle stellen in gewisser Weise einen Anlagewert dar. Hoch gehandelt werden neben gebrauchten Luxusuhren der Schweizer Manufaktur IWC vor allem Rolex, Audemars Piguet und die sächsische Edel-Manufaktur Lange & Söhne. Die Entwicklung der Preise sind stellenweise atemberaubend. Bestes Beispiel ist die Rolex Daytona mit dem Paul-Newman-Zifferblatt, die heute für 50.000 bis 60.000 Euro ihre Besitzer wechselt. Anfang der 90er Jahre war der Chronograph noch für knappe 1000 D-Mark zu bekommen – macht eine phänomenale Rendite von rund 12.000 Prozent. Ebenso im Höchstpreis – Segment: Die Patek Philippe Referenz 3448 „Ewiger Kalender“ in 18 Karat Gold wurde 1993 für 32.000 D-Mark gehandelt. Mittlerweile müssen gut betuchte Liebhaber der gebrauchten Luxusuhr mit rund 120.000 Euro mehr als das Siebenfache bezahlen.
Natürlich mausert sich nicht jede Luxusuhr zum Renditenturbo. Wer mit gebrauchten Luxusuhren Geld verdienen will, braucht einen langen Atem. Zur kurzfristigen Spekulation taugen edle Zeitmesser – im Gegensatz zu Aktien – nämlich nicht. Um deutlich an Wert zuzulegen, braucht eine Luxusuhr oft viele Jahre.