Freie und unabhängige Uhrmachermeister sind aus dem profitablen Reparaturgeschäft raus.
Luxusuhren berühmter Meistermanufakturen wie Patek Philippe, IWC, Assmann, gehören sicherlich nicht zu den präzisesten Zeitmessern und müssen allein schon aus diesem Grund von Zeit zu Zeit überholt werden, aber auch die moderneren Uhren der Markenhersteller wie Breitling, Rolex oder Cartier benötigen hin und wieder eine Reparatur und ggf. sogar Ersatzteile. Weil die Hersteller aber nicht verpflichtet sind freie Handwerksmeister mit Ersatzteilen zu beliefern, kommt es zum Teil zu skurrilen Auswüchsen.
So hat eine Spiegel Recherche ( Nr. 19/2015) ergeben, dass durch eine Indiskretion ein Kostenvoranschlag von Patek Philippe öffentlich wurde und in Fachkreisen für Hohn und Spott gesorgt hatte. Der Kunde sollte sich auf einen Instandsetzungspreis von ca. 18.000,- Euro und auf eine voraussichtliche Reparaturdauer von ungefähr 4 Jahren einstellen. Es handele sich bei der Uhr um einen exotischen Oldtimer, bei der die Ersatzteile zum Teil neu angefertigt werden müssten, erklärte der Geschäftsführer von Patek Philippe Deutschland, Yannick Michot. Bei solchen Reparaturen zahle das Unternehmen sogar drauf.
Auf jeden Fall herrscht im Uhrmacherhandwerk kein freier Wettbewerb. Es gibt nur ganz wenige Uhrenhersteller die sich dem Boykott der Teileversorgung nicht angeschlossen haben wie z. B. Junghans, Nomos, oder dem Schweizer Anbieter Oris. Begründet wird dieser Boykott durchweg mit der Aussage, dass die Uhrenhersteller ihren guten Ruf vor Pfuschern schützen müssen.
Der Ausweg aus der Misere – und das propagieren auch die Hersteller gern – könnte darin bestehen, sich für eine Marke oder eine ganze Firmengruppe zertifizieren zu lassen.
Der Präsident des Europäischen Uhrmacherverbandes Ernst Gottlieb sieht langfristig in solchen Vereinbarungen die einzige Chance für die freien Uhrmacher.