Quelle: Goldschmiedezeitung 48GZ plus 01.12
FACHLICHE KOMPETENZ STATT RABATTAKTIONEN
Schmuckdesigner und Goldschmied Uli Glaser ist Spezialist für ausgefallene Ringkreationen aus Titan.
GZ: Was ist entscheidend, um im Trauringgeschäft bestehen zu können?
Sowohl Service als auch Beratung sollten vor allem individuell sein. Besonders, wenn es um so etwas Emotionales wie die Auswahl eines Traurings geht, muss man auf die spezifischen Wünsche und Sorgen des Kunden eingehen. Es gibt den berühmten Werbeslogan: „Das Besondere schenken,“ der für viele zum Leitmotiv wird. Mit Rabattaktionen kann man diesem Wunsch nicht entsprechen, sondern nur mit Exklusivität und der Möglichkeit, das jeweilige Schmuckstück zu individualisieren. So können wir uns gegen die Industrie positionieren, die Massenschmuck „Made in Asien“, mit aggressiven Marketingstrategien an den Konsumenten bringt. Man sollte demnach nicht mit dem Preis, sondern mit fachlicher Kompetenz werben.
GZ : Wie ausschlaggebend ist der Preis für Ihre Kunden?
Natürlich ist er in gewisser Weise wichtig, er spielt aber nicht die Hauptrolle. Die Maßstäbe für den materiellen Wert eines Verlobungsrings gehören so ziemlich der Vergangenheit an oder existieren höchstens noch in amerikanischen Liebeskomödien. Wir bieten unseren Kunden die Möglichkeit, ihre Ringe zu individualisieren. Ein schlichtes Modell das sich ein Berufseinsteiger leisten kann, wird von Jubiläum zu Jubiläum, Kind zu Kind mit Diamanten oder Brillanten aufgewertet und dadurch zum Symbol dieser Partnerschaft.
GZ: Wann ist für Sie erfahrungsgemäß die umsatzstärkste Zeit des Jahres?
Die Nachfrage an Verlobungsringen steigt vor allem in der Adventszeit. Das können viele Kollegen bestätigen. Weihnachten liefert einen festlichen Rahmen für einen Antrag und im Idealfall auch die richtige emotionale Grundstimmung. So ist die Wahrscheinlichkeit eines Jaworts um ein Vielfaches höher. Auch wenn religiöse Aspekte an Weihnachten immer mehr in den Hintergrund geraten, ist es immer noch ein Fest, das voller Symbolik steckt und mit vielen Werten verbunden bleibt. Ein Antrag unter dem Weihnachtsbaum zeugt von Traditionsbewusstsein, Respekt, Familiensinn und Romantik.
GZ: Geht auch der Trend hin zu traditionellen Verlobungsringen?
Es gibt viele, die den klassischen Antrag zu Weihnachten mit einem Ring in modernem Design verbinden. Interessanterweise entscheiden sich jüngere Kunden oft für schlichte Modelle mit einem Brillanten, wohingegen die etwas ältere Klientel eher einen ausgefallenen Verlobungsring auswählt.
GZ: Wie wird sich Ihrer Meinung nach der Trauringmarkt in den kommenden Jahren entwickeln?
Wir sind seit 1988 in diesem Geschäftsfeld tätig und stellen fest, dass vor allem in unsicheren Zeiten das Bedürfnis nach festen Bindungen wächst. Das können wir auch aktuell in der Eurokrise beobachten. Trauringe sind ein Symbol für die Sehnsucht nach Beständigkeit und emotionaler Nähe. Aber viele Kollegen werden mir zustimmen, wenn ich sage: unser Markt wird nicht einfacher. Kleine Manufakturen müssen sich auf ihre Grundwerte und Fähigkeiten konzentrieren und das hervorheben, was sie von der Billigkonkurrenz unterscheidet. www.uliglaserdesign.de.
Das Interview führte Eva Bolhoefer.